Mit terracare cf gibt es nun ein chromfrei und pflanzlich gegerbtes Leder, das am Lebensende kompostierbar ist. Wir wollten von Thomas Heinen wissen, was es genau damit auf sich hat.
Thomas Heinen, es gibt mit terracare CF nun ein kompostierbares Leder. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Thomas Heinen: terracare als Label haben wir bei Heinen Leder entwickelt, um dem Endverbraucher seine Kaufentscheidung zu erleichtern: Mit terracare bekommt er ein Leder, das allen gängigen Zertifikaten entspricht und regelmäßig überprüft wird. Wir arbeiten mit Häuten, die zu 95 % aus Deutschland stammt, halten Tier- und Umweltschutzrichtlinien ein, sparen Energie und Wasser und zahlen überdurchschnittlich hohe Löhne. Bisher haben wir vorwiegend mit Chrom gegerbt. Der Grund dafür: Pflanzliche Gerbung, die vielen als umweltfreundlicher erscheint, findet mit dem hochgiftigen Aldehyd statt. Das wissen nur wenige Endverbraucher. Der Aldehyd-Einsatz entsprach aber nicht unseren Vorstellungen von hochwertig produziertem Leder. Nun gibt es ein neues Verfahren: Nera Tanning verwendet statt Aldehyd Zeolith, einen ungiftigen Zusatz. Terracare CF ist chromfrei vorgegerbt und pflanzlich nachgegerbt und kann so am Lebensende kompostiert werden.
Warum ist es sinnvoll, Leder zu verwenden, obwohl es doch inzwischen so viele Alternativen gibt?
Thomas Heinen: Leder ist ein großartiges Material. Es ist flexibel, atmungsaktiv, langlebig und eignet sich für viele Bereiche, in denen Funktionalität an erster Stelle steht. Weil weltweit nach wie vor Fleisch und Milchprodukte konsumiert werden, fallen Tierhäute an. Wenn wir diese nicht zu Leder verarbeiten würden, müsste man sie umweltschädlich entsorgen – das wäre nicht nur Ressourcenverschwendung, sondern auch wenig respektvoll dem Tier gegenüber.
Und wie sieht es mit Leder-Alternativen wie Apfel oder Ananas aus?
Thomas Heinen: Für manche Schuhe kann das durchaus sinnvoll sein, wenn es nicht um Langlebigkeit oder Funktionalität geht. Übrigens würde es trotz des hohen Fleischkonsums weltweit gar nicht genügend Häute geben, um für alle Lederschuhe machen zu können. Aber ein veganer Schuh besteht auch aus Kunststoff, der extra für diesen Schuh hergestellt wird und nie wieder von unserem Planeten verschwindet. Die pflanzlichen Fasern kommen jedoch ohne Kunststoff-Überzug meist nicht aus, wenn sie haltbar sein sollen. Das ist zwar vegan, aber wenig umweltfreundlich. Demgegenüber steht das natürliche Material, das sowieso vorhanden ist. Es ist extrem langlebig – neu besohlt hält ein Lederschuh durchaus 15-20 Jahre, es atmet und sorgt für ein gutes Fußklima. Außerdem entwickelt es sich mit der Zeit und passt sich dem Träger an.
Was ist mit dem moralischen Aspekt?
Thomas Heinen: Solange wir Menschen Fleisch und Milch konsumieren, ist Leder ein Abfallprodukt und die Gerbung ein Upcycling-Prozess. Kein Tier wird für Leder geschlachtet. Bei terracare wissen wir ganz genau, woher die Häute kommen. Wir kennen unsere Bauern, wir wissen, wo die Rinder stehen und wie sie behandelt werden.